Was brauchen Kinder, wenn sie lesen und schreiben lernen wollen?
Sie brauchen Sprachpaten/ -patinnen!
- Sie brauchen einen großen Wortschatz. Nur wer Wörter und ihre Bedeutung kennt, kann diese Wörter auch sinnerfassend lesen.
- Sie brauchen Geschichten, die vorgelesen und erzählt werden, damit sich dieser Wortschatz aufbaut und erweitert.
- Sie brauchen die Möglichkeit, ihre täglichen Erlebnisse selbst erzählen zu können.
- Sie brauchen Geduld. Sie lernen geduldig zuzuhören, wenn ihnen auch geduldig und aufmerksam zugehört wird.
- Sie brauchen viel Übung – jeden Tag.
- Sie brauchen Lob für ihre Mühe.
- Sie brauchen Unterricht, der fördert und fordert.
- Sie brauchen Eltern, die sich kümmern.
Sie interessieren sich dafür als Lesepate oder Lesepatin Kinder der zweiten Klassen beim Lesenlernen zu helfen? Der Verein Bildung und Gesellschaft e.V. hilft Ihnen weiter und sucht mit Ihnen ihren Einsatzplatz.
„Infoveranstaltung für Sprachpaten/patinnen“
Nächste Infoveranstaltung:
17. Januar 2024
Fortbildung zur ehrenamtlichen Sprachpatin/ zum ehrenamtlichen Sprachpaten im
Ehrenamtsbüro Berlin-Tegel 11:00 bis 13:00 Uhr
Verein Bildung u. Gesellschaft e.V.
Ort: Kultur-Raum M5, Markstraße 5, 13409. Berlin
Zeit:
Hinweise für Lesepaten/Lesepatinnen von Angelika Horn
Verein Bildung und Gesellschaft e.V.
Lesen bedeutet Zeichen für Laute – die Buchstaben – wieder in sinntragende Sprache zu übersetzen.
In der zweiten Klasse kennen die Kinder in der Regel alle Buchstaben und wissen auch, wie sie lauten. Ich erkläre ihnen gerne, dass ein Konsonant (b, d, f, g…) einen Vor- und einen Nachnamen hat. Der Nachname heißt für B/b Be, doch der Vorname lautet b. Zum Lesen benötigen wir den Vornamen, nicht den Nachnamen. Nur Vokale (a, e, i, o, u) haben nur einen Namen und der entspricht dem Laut.
Doch es geht beim Lesen nicht um die Technik, wie man die Laute zusammensetzt und ausspricht. Vielmehr fließt in das Lesen eines jeden Textes die eigene Erfahrungswelt mit ein. Das Kind kann nur lesen, was es auch versteht.
Ein Lesepate/eine Lesepatin hilft dem Kind beim Entschlüsseln der Bedeutung eines Textes. Das funktioniert natürlich am einfachsten, wenn das Kind erkennen lässt, was es nicht versteht und fragt. Leider ist die sprachliche Entwicklung vieler Kinder heute geprägt von digitalen Medien, von einer Flut von Bildern, aber nicht von bedeutungstragender Sprache.
Schüler/innen in 2. Klassen berichten mir oft, wie sie abends schlafen gehen. Sie erzählen dann, dass sie in ihren Zimmern digitale Medien nutzen, die ihnen von ihren Eltern zur Verfügung gestellt wurden. Sie nennen: Handy, Tablet, Computer, Spielekonsolen, Nintendos, Fernseher mit Netflixzugang. Sie nutzen auch Alexa. Sie berichten, dass sie mithilfe von Alexa zum Beispiel ihre Mutter anrufen, die im Wohnzimmer sitzt.
Das macht die Leseübung für die Beteiligten schwieriger. Die Lesepaten müssen erkennen, mit welchen Wörtern und Begriffen die Kinder überhaupt nichts anfangen können oder welche sie falsch verstehen.
Die Erfahrungs- und Kenntniswelt der Lesepaten ist jedoch ganz anders. Für sie sind die Texte einfach, leicht verständlich und damit auf den ersten Blick entschlüsselt. Da das Kind nicht fragt, müssen die Lesepaten fragen.
Beispiele:
… eine kleine Meise weint ganz leise …. – L: „Weißt du, was eine Meise ist?“
… das Wasser sprudelte aus der Quelle …. – L: „Welches Wort kennst du nicht?“ … der Wind rauscht in den Bäumen … – L: „Was macht der Wind?“
Fazit:
Um den komplexen Prozess des Lesens zu fördern, muss die Erfahrungswelt der Kinder erweitert werden. Es sollten einfache Sätze mit verständlichem Inhalt gewählt werden und diese sollten schließlich längere Texte ergeben.